Liebe ist Vertrauenssache (German Edition) by Lila Terry

Autor:Lila Terry [Terry, Lila]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-17T23:00:00+00:00

Diesmal war die Tür zur Intensivstation verschlossen, als Gunnar eintraf. Er klingelte und wartete ungeduldig. Eine junge Pflegerin öffnete ihm schließlich, und wieder schlug ihm die nun bereits vertraute Duftmischung aus Desinfektions- und Putzmitteln entgegen. Die Pflegerin deutete zum Schwesternzimmer, bevor sie im nächsten Zimmer verschwand. Er betrat die Intensivstation und wandte sich an die strenge Krankenschwester, die eben hinter der Glaswand ihre Frühstückspause genoss. Ihre abweisende Miene verriet, wie sehr sie die Störung verabscheute.

Gibt es denn überhaupt keine hilfsbereiten Menschen auf dieser Welt?, fragte sich Gunnar in einem Anflug von Verzweiflung, die er jedoch rasch beiseiteschob.

»Liebe Schwester ...« – hastig las er das Schildchen an ihrem Kittel – »... Melanie, wie geht es Frau Kühne heute? Ist sie immer noch ohne Bewusstsein?«

»Ja, sie liegt im künstlichen Koma. Aber ihr Zustand ist stabil, und die Operationsnarbe heilt problemlos.«

Diese Antwort wirkte auf Gunnar teils niederschmetternd, teils erleichternd. Bedrückend war, dass Julias Bewusstlosigkeit Gunnar jeder Möglichkeit beraubte, etwas zur Vereitlung der Pläne von Haagens zu unternehmen. Beruhigend fand Gunnar natürlich, dass es Julia gut ging. Seine Julia. Sie würde wieder gesund werden, bestimmt.

»Was ist eigentlich aus den Sachen geworden, die Frau Kühne bei dem Unfall bei sich trug?«, wandte er sich seinem zweiten Anliegen zu. »Vor allem aus ihrer Handtasche, in der sich Ausweise, Geld und Kreditkarten befinden müssen?«

»Das hat alles heute früh schon ihr Bruder abgeholt.«

»Ihr Bruder ...?« Ein böser Verdacht stieg in ihm auf. Kam er zu spät? War von Haagen schneller gewesen als er?

Schwester Melanie zuckte die Achseln. »Nun, jedenfalls kam heute Morgen ein Herr, der sich als ihr Bruder vorstellte. Ein vornehmer Herr in einem feinen Anzug«, erklärte sie und warf einen geringschätzigen Blick auf Gunnars Jeans. »Und er hat einen großen Strauß Blumen mitgebracht«, ergänzte sie.

Gunnar wurde plötzlich bewusst, dass er mit leeren Händen kam. Bei all den Überlegungen, wie er von Haagen an der Durchführung seines Vorhabens hindern konnte, hatte die Idee, ein Geschenk für Julia zu besorgen, seine Gedanken nicht einmal gestreift. Das wird sich ändern, beschloss er.

Viel schlimmer, dass von Haagen ihm offensichtlich zuvorgekommen war! Denn wer sonst hätte der Besucher sein sollen?

»Frau Kühne hat überhaupt keinen Bruder«, meinte er nur müde und wandte sich ab, um zu Julias Zimmer zu gehen.

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